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Bodenschutz beim Bauen - bodenkundliche Baubegleitung

Praxisseminar mit feldbodenkundlicher Übung

Seminarrückblick


Boden ist unsere Lebensgrundlage, jedoch immer stärkeren Belastungen ausgesetzt. Insbesondere beim Bauen wird der Boden viel zu oft allein unter technischen Aspekten betrachtet. Am 1. August 2023 wird die Novelle der Bundesbodenschutzverordnung (BBodSchV) in Kraft treten, in der mit Verweis auf die DIN 19639 „Bodenschutz bei Planung und Durchführung von Bauvorhaben“ deren Anwendung rechtsverbindlich wird. Der vorsorgende Bodenschutz wird mit Umsetzung der Bodenkundlichen Baubegleitung und der Erarbeitung von Bodenschutzkonzepten deutlich mehr Gewicht in Planungen und im Baugeschehen erfahren. Entsprechende Bodenschutzmaßnahmen können dann bereits bei Baumaßnahmen auf Flächen ab 3.000 m² erforderlich werden.


Da das Thema trotz der bereits in einem Jahr rechtsverbindlichen Neuerungen für viele Beteiligte in den zuständigen Fachbehörden, den planenden Ingenieurbüros sowie den ausführenden Baubetrieben noch wenig bekannt ist, wurde in bewährter Kooperation zwischen der Universität Rostock und dem BWK-Landesverband Mecklenburg-Vorpommern am 10. Juni 2022 eine Fortbildung mit feldbodenkundlicher Übung durchgeführt.


Die mit knapp 50 Teilnehmenden ausgebuchte Veranstaltung, deren Vortragsteil auch online gut besucht war, wurde von Frau Angelika Groth (Referat Boden- und Grundwasserschutz im Ministerium für Klimaschutz, Landwirtschaft, ländliche Räume und Umwelt MV) fachlich eingeleitet. Dabei standen die rechtlichen Grundlagen und die Relevanz der Umsetzung spätestens ab Sommer 2023 im Vordergrund. Darauf aufbauend stellte Frau Dr. Susanne Frey-Wehrmann (Untere Bodenschutzbehörde der Stadt Aachen) das Thema Bodenschutz beim Bauen aus der Verwaltungspraxis an verschiedenen Beispielen anschaulich dar. Frau Dr. Frey-Wehrmann ist auch im Bundesverband Boden (BVB) bei der Zertifizierung von bodenkundlichen Baubegleitern aktiv. Die zahlreichen Praxisbeispiele halfen, das Thema besser zu durchdringen und die damit verbundenen Fallstricke zu erkennen.


Der zweite Vortragsblock wurde von Frau Ulrike Huth (Vorsorgender Bodenschutz im Amt für Umwelt- und Klimaschutz der Hansestadt Rostock) und Frau Dr. Petra Kahle (ehemals Professur für Bodenphysik an der Universität Rostock) gestaltet. Frau Huth präsentierte die seit 2015 durchgeführten Maßnahmen zum vorsorgenden Bodenschutz in Rostock und diskutierte die hierbei gesammelten Erfahrungen, während Frau Dr. Kahle in Vorbereitung auf die Feldübung bodenkundliche Grundlagen und deren Anwendung bei der bodenkundlichen Baubegleitung vorstellte.


Ein wichtiger Aspekt der Fortbildung bestand darin, die Teilnehmenden neben den theoretischen Grundlagen auch mit dem Thema Feldbodenkunde (wieder) besser vertraut zu machen. In Mecklenburg-Vorpommern gibt es derzeit lediglich 3 zertifizierte bodenkundliche Baubegleiter und es ist absehbar, dass für die vielen Bauaufgaben zukünftig ein erheblicher Bedarf besteht. Am Nachmittag wurden deshalb zwei Gruppen mit je 10 Teilnehmern parallel an zwei verschiedenen Bodenprofilen auf den Versuchsflächen der Agrar- und Umweltwissenschaftlichen Fakultät (AUF) in der Satower Straße von Frau Dr. Kahle und Dr. Andreas Bauwe (Professur für Bodenphysik) in der Feldbodenansprache geschult. Dieser Praxisteil wurde so gut angenommen, dass hierfür ein Wiederholungstermin angesetzt wird, um den Bedarf aller Interessenten zu decken.


Das Thema Bodenschutz beim Bauen wird in der Fortbildungslandschaft des BWK weiterentwickelt und ist für die Ausbildung an der AUF sehr interessant, insbesondere für die Studierenden des Umweltingenieurwesens. Der BWK-Landesverband Mecklenburg-Vorpommern organisiert neben den größeren Tagungen jedes Jahr in Kooperation mit der Universität Rostock zwei Fortbildungsveranstaltungen zu Umweltingenieur-Themen.


Dr.-Ing. Stefan Cantré

Professur Geotechnik und Küstenwasserbau

Referent für Fortbildung, BWK-MV